Dokument-Nr. 1089
Pacelli, Eugenio
an Gasparri, Pietro
München, 27. September 1923
Regest
In Ausführung zu seinem Telegramm vom selben Tag berichtet Pacelli genauer über die Ernennung Gustav von Kahrs zum Generalstaatskommissar für Bayern, weil die bayerische Regierung, wie ihm Finanzminister Krausneck mitteilte, mit einem nationalistischen Umsturzversuch unter der Führung Adolf Hitlers rechnet. Der Nuntius stattete von Kahr am Nachmittag einen Besuch ab, bei dem der Generalstaatskommissar ihm von der großen Verantwortung berichtete, die mit diesem Amt verbunden ist. Von Kahr verbot, wenngleich schweren Herzens, die von Hitler für diesen Tag geplanten Versammlungen in München, plant jedoch ein Bündnis mit Hitler und den Rechten, die seiner Ansicht nach für eine gute Sachen einstehen, jedoch bisweilen zu leidenschaftlich sind. Der Generalstaatskommissar berichtete ferner, dass die Reichsregierung nach seiner Ernennung den Ausnahmezustand für das Reich ausrief, Reichswehrminister Geßler mit besonderen Vollmachten ausstattete sowie den bayerischen Landeskommandanten von Lossow zum Kommissar für Bayern ernannte und so von Kahr gegenüber stellen wollte, was von Lossow jedoch ablehnen wolle. Da von Kahr sich den Anordnungen der Reichsregierung nicht beugen will, erwartet er einen schweren Konflikt, der zur Separation und zur Wiederherstellung der Monarchie in Bayern führen könne. Der Generalstaatskommissar weiß Kronprinz Rupprecht hinter sich, der sich für von Kahr und gegen von Ludendorff für das Amt des Generalstaatskommissars ausgesprochen habe. Pacelli schließt seinen Bericht mit der Einschätzung, dass die vertraulichen Ausführungen von Kahrs die Schwere der Situation und die internen Schwierigkeiten im Reich sichtbar machen.Betreff
Nomina del Sig. von Kahr a Commissario generale dello Stato in Baviera
Facendo seguito al mio rispettoso cifrato di oggi N. 442, compio il dovere di riferire all'Eminenza Vostra Reverendissima che il Governo bavarese






77v
venuta, ha voluto vedermi, ed alle mie
congratulazioni ha risposto esprimendo la grave responsabilità che viene a pesare su di lui.
Il Ministero bavarese



78r
flitto il quale potrebbe condurre anche ad una separazione


Chinato umilmente al bacio della Sacra Porpora, con sensi di profondissima venerazione ho l'onore di confermarmi
Di Vostra Eminenza Reverendissima
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
+ Eugenio Pacelli Arcivescovo di Sardi
Nunzio Apostolico