Dokument-Nr. 3102
Pacelli, Eugenio
an Gasparri, Pietro
Rom, 10. April 1926
Regest
Pacelli berichtet über den Beginn der Konkordatsverhandlungen mit der preußischen Regierung, zu dessen Auftakt der preußische Kultusminister Becker am 25. März zu Ehren des Nuntius ein Essen mit verschiedenen Regierungsvertretern, dem Reichstagsabgeordneten Kaas sowie dem für die Konkordatsverhandlungen abgeordneten Breslauer Kirchen-, Staats- und Verwaltungsrechtsprofessor Heyer ausrichtete. An den ersten Gesprächen, die am 27. und am 31. März stattfanden, nahmen neben Pacelli als Regierungsvertreter Becker, Staatssekretär Lammers, Ministerialdirektor Trendelenburg und Professor Heyer teil, die der Nuntius nachfolgend für Gasparri charakterisiert. Er beschreibt Kultusminister Becker als ebenso korrekt wie gebildet und dessen Auftreten in den Verhandlungen als sachlich. Zugleich hält er ihn für unreligiös und ausschließlich aus politischer Notwendigkeit am Konkordat interessiert. Lammers hingegen ist für Pacelli ein überzeugter Katholik, der in den Diskussionen zwar nur selten das Wort ergriff, aber dann den Standpunkt des Nuntius unterstützte, und der sich in den internen Sitzungen des Ministeriums für die Interessen der Kirche einsetzt. Der Nuntius ordnet Trendelenburg, der in den Verhandlungen viel redete und konsequent gegen eine Begünstigung der Katholiken einschritt, den Kreisen des fanatischen Protestantismus zu und hält ihn für einseitig. Von Professor Heyer zeigt sich Pacelli enttäuscht: dieser war ihm als überzeugter Katholik vorgestellt worden, vertrat bisher jedoch nur die Staatsinteressen und machte zusammen mit Trendelenburg unannehmbaren Vorschläge.Der Kultusminister eröffnete die Verhandlungen mit generellen Beobachtungen, die auf Wunsch des Nuntius verschriftlicht wurden und die dieser seinem Bericht beifügt. Darin wird auf die vielfachen Schwierigkeiten hingewiesen, die ein Konkordat im mehrheitlich protestantischen Preußen mit sich bringt. Wenngleich der Nuntius die daraus gezogenen Schlussfolgerungen der Regierung nicht teilt, müssen die Schwierigkeiten seiner Ansicht nach als real eingeschätzt werden. Aus seiner Sicht fügt Pacelli noch ein weiteres Problem an: anders als in Bayern, wo die katholische Bevölkerung, der Klerus wie der Episkopat großes Interesse am Abschluss eines Konkordats zeigten, herrscht in Preußen eine große Gleichgültigkeit gegenüber dem Konkordat. Pacelli verweist auf den linken Flügel der Zentrumspartei, der das Instrument des Konkordats generell für veraltet hält, sowie auf die Entscheidung des Zentrums, mit der sozialdemokratischen und der deutschen demokratischen Partei zu koalieren. Diese Entscheidung wird voraussichtlich nicht aus Liebe zu einem Konkordat aufgegeben werden. Selbst auf Seiten des Episkopats konstatiert Pacelli ein geringes Interesse an einem Konkordat, da die Bischöfe keine Einflussnahme des Heiligen Stuhls auf ihre Diözesen wünschen, der ihrer Ansicht nach die deutsche Lage nicht kennt, und sie den Domkapiteln das Bischofswahlrecht bewahren wollen.
Schließlich berichtet der Nuntius, dass er Becker über die Absicht des Heiligen Stuhls informierte, für alle Länder, die keine Konkordatsverhandlungen aufnehmen, das für die Gesamtkirche allgemein geltende Recht in Kraft zu setzen. Becker erachtet diese Regelung für Preußen als völlig unmöglich, weshalb ihn das Vorhaben des Heiligen Stuhls in besonderer Weise von der Notwendigkeit eines Konkordats überzeugte. Des Weiteren kommt Pacelli auf die Form der künftigen Vereinbarung zwischen Preußen und dem Heiligen Stuhl zu sprechen: Da die Form des Konkordats auf großen Widerstand in protestantischen, liberalen und sozialdemokratischen Kreisen stößt, deutete Becker, als er Pacelli bei einem Empfang traf, die Notwendigkeit an, die künftige Vereinbarung von Seiten des Heiligen Stuhls als Bulle und von Seiten der preußischen Regierung als Gesetz zu konzipieren, wie es bereits 1821 geschah. Der Nuntius, der aus den Akten weiß, dass der Heilige Stuhl auch 1821 die Form des Konkordats angestrebt hatte, zeigte sich überrascht über diesen dem Ansehen des Heiligen Stuhl so wenig entsprechenden Vorschlag. Er berichtet weiter, dass Becker in den Gesprächen nicht explizit auf diesen Punkt zurückkam und nur einmal einen Austausch von Noten als Form andeutete. Pacelli empfiehlt, in diesem Punkt konsequent zu bleiben.
Des Weiteren informiert der Nuntius über die ersten Sondierungen zum Thema Bischofsernennungen. Er lehnte den preußischen Wunsch, die Kapitelswahl beizubehalten, mit dem Hinweis ab, dass die Bischofernennungen für den Papst Gewissenssache und die Kapitelswahl für den Heiligen Stuhl unannehmbar sei. Also machten die preußischen Verhandlungspartner Alternativvorschläge zu dem im Bayernkonkordat festgelegten Vorgehen: das bei der Ernennung des Trierer Bischofs Bornewasser im Jahr 1922 angewandte Vorgehen, das Pacelli als einmaliges Prozedere zurückwies; die Vorlage einer Kandidatenliste durch das Domkapitel, aus welcher der Heilige Stuhl die weniger genehmen Vorschläge streicht, wozu der Nuntius anmerkte, dass so zwar ein guter, aber nicht zwingend der nach Ansicht des Papstes beste Oberhirte ernannt wird; und schließlich die Präsentation einer Dreierliste durch den Heiligen Stuhl, aus der das Kapitel den Bischof wählt. Dieser letzte Vorschlag wurde in die Denkschrift aufgenommen und dahingehend präzisiert, dass der Heilige Stuhl die Dreierliste auf Basis von Kandidatenlisten erstellt, die das Domkapitel und möglicherweise auch der preußische Episkopat vorlegen. Zudem soll der Heilige Stuhl im Vorfeld klären, ob die Regierung Erinnerungen politischer Natur gegen die Kandidaten hat. Pacelli beschließt das Thema mit dem Hinweis auf die enorme Wichtigkeit der Bischofsernennungen besonders in Deutschland, wo Bischöfe mit römischer sowie mit solider und gesunder philosophisch-theologischer Prägung gebraucht werden. Für die Kanonikatsbesetzungen ist die preußische Regierung bereit, die Regelungen des Bayernkonkordats zu übernehmen, wünscht jedoch im Vorfeld der Besetzung zu Erinnerungen politischer Natur befragt zu werden.
Beim Thema der Diözesanzirkumskription, zu dem sich der Nuntius nicht äußerte, da er die Position des Heiligen Stuhls nicht genau kennt, unterschieden die Verhandlungspartner zwischen West und Ost und betonten mit Blick auf das große Bistum Breslau, dessen Fürstbischof auch die Mark Brandenburg und Pommern verwalten muss, dass die Protestanten niemals Bistumsgründungen im Osten zulassen würden und vor allem die Rückkehr zu den vorreformatorischen Bistumsnamen als unerträglich empfänden. Pacelli, der auf die Unannehmbarkeit einer so exzessiven protestantischen Einmischung in die katholischen Belange hinwies, erwartet in diesem Punkt großen Widerstand und hofft, zumindest eine größere Unabhängigkeit Brandenburgs und Pommerns von Breslau sowie Verbesserungen für die Apostolische Administratur Tütz/Schneidemühl erreichen zu können. Ferner referiert er den Wunsch der preußischen Regierung, den Breslauer Ordinarius zum Erzbischof zu erheben.
Hinsichtlich der Staatsleistungen an die Kirche, deren bisher unvollständige Erfüllung durch die preußische Regierung der Nuntius als Mangel an gutem Willen qualifizierte, schlug die Regierung eine endgültige Absage an die Dotation in Form von Grundbesitz vor. Ihr schwebt eine Anpassung der Staatsleistungen für die Kirchenämter an die verschiedenen Gehaltsklassen der Staatsbediensteten vor. Dieses Vorgehen würde Pacellis Einschätzung nach auch bei Währungsschwankungen eine angemessene Staatsleistung garantieren. Er ist ferner überzeugt, dass eine Dotation in Form von Grundbesitz in der aktuellen Situation große Aufregung erregen würde und daher von Nachteil wäre, empfiehlt aber, dieses Recht zumindest theoretisch im Konkordat beizubehalten, ohne dessen Umsetzung einzuklagen.
Hinsichtlich der Schulfrage, welche die preußische Regierung ganz aus dem Konkordat ausklammern wollte, berief sich Pacelli auf die im Januar 1922 vom damaligen Kultusminister Boelitz erhaltene Zusage, die religiöse Seite der Schulfrage bei den Konkordatsverhandlungen zu berücksichtigen. Beim Thema Klerikerausbildung, dessen Berücksichtigung der Nuntius einfordern musste, verlangten die preußischen Verhandlungspartner die von Pacelli als unannehmbar qualifizierte Klausel, wonach jene Kleriker, die an den päpstlichen Ausbildungsstätten in Rom studieren, einen Teil ihrer Studien in Deutschland absolvieren müssten. Der Nuntius verlangte ferner Garantien für den Fortbestand der theologischen Fakultäten an den staatlichen Universitäten. Zum Schluss seines Berichts erwähnt er einen Treueeid für die Bischöfe nach Vorbild des Polenkonkordats, das staatliche Patronatsrecht sowie die Orden und religiöse Gemeinschaften als weitere Themen der Gespräche, die keinen Niederschlag in der Denkschrift gefunden haben.
Betreff
Trattative concordatarie colla Prussia
Dopo lunghi indugi il Governo prussiano


Il Signor Ministro del Culto, Prof. Dr. Becker





Il Sabato seguente, 27 s. m., ebbe luogo dalle 11 ant. alle 12 1/2 la prima conferenza



18v
re la materia, una seconda riunione fu tenuta
il Mercoledì successivo, 31 s. m., dalle 11 ant. all'I e I/4. Affinché
all'Eminenza Vostra Rev.ma riesca più chiaro l'andamento della discussione, non sarà forse
superfluo di indicare brevemente il carattere dei Signori, che vi presero parte. Il Ministro
del Culto, Professore per gli studi orientali nella Università di Berlino, sebbene nato di
confessione protestante (in Francoforte sul Meno), è completamente areligioso, ed appartiene
al partito democratico
19r
accettabili o per
affermare che ai protestanti riuscirebbe intollerabile questa o quella disposizione a
vantaggio dei cattolici. – Il Prof. Heyer, infine, mi era stato rappresentato come
cattolico del tutto sincero; sino ad ora, però, non ha dimostrato premura che per
gl'interessi dello Stato ed ha appoggiato, in unione col Trendelenburg, varie delle
anzidette inammissibili proposte.Il Signor Ministro del Culto aprì la conferenza esponendo alcune considerazioni generali, le quali si trovano riprodotte nell'appunto o promemoria non impegnativo che qui unito compio il dovere di rimettere all'Eminenza Vostra (Allegati I e II).1 Detto appunto fu redatto dal Ministero del Culto dietro mia preghiera e mi venne consegnato dal Signor Trendelenburg il giorno della mia partenza per Roma




19v
tutte le conclusioni, che vorrebbe trarne il
Governo prussiano (così, ad esempio, nelle stesse conferenze feci chiaramente comprendere
che sarebbe impossibile di far dipendere in misura tanto esagerata lo svolgimento ed il
risultato delle trattative con la Santa Sede dal beneplacito dei protestanti), occorre
nondimeno, a mio subordinato avviso, riconoscere, che le summenzionate difficoltà sono ben
reali. Per il Rappresentante Pontificio se ne aggiunge poi una assai considerevole, cui mi
sia permesso di accennare qui incidentemente. In Baviera la popolazione cattolica, il partito popolare bavarese





20r
rinunzierebbe certo a tale suo indirizzo per amore del
Concordato. Che anzi lo stesso Episcopato sembra, almeno fino al presente, interessarsi ad
esso scarsamente. Un Concordato infatti costituisce in primo luogo un aumento dell'ingerenza
diretta della Santa Sede nella rispettiva Nazione; ora invece i Vescovi della Prussia (a
somiglianza dell'Arcivescovo di Friburgo

Checché sia di ciò, per terminare questo punto relativo alle considerazioni generali, non sarà forse inutile di rilevare come uno degli argomenti, che hanno maggiormente persuaso il Ministro del Culto della necessita del Concordato, fu il seguente: Pur premettendo che la questione non si è ancora presentata nei riguardi della Prussia, con cui sono in corso trattative, gli significai che per altri
20v
Stati della Germania (ad esempio il Baden

Nel succitato appunto si dice di voler prescindere dalla forma, che avrà il futuro accordo colla Santa Sede. Già altre volte ho avuto occasione di riferire all'Eminenza Vostra intorno all'aspra opposizione, che incontra in Prussia in vasti circoli protestanti, liberali e socialdemocratici anche il solo nome di Concordato. Corrispondentemente a tale mentalità il Dr. Becker, avendomi incontrato in un ricevimento dato dal Presidente





21r
esprimendo la mia meraviglia per una siffatta
proposta, cosi poco rispondente al decoro ed al prestigio della S. Sede. Nelle
anzidette Conferenze egli non toccò più direttamente questo punto; soltanto una volta alluse
in modo incidentale, non più alla Bolla ed alla legge, ma ad uno scambio di Note. A mio
subordinato parere, converrà per la dignità della S. Sede3 di tener fermo altresì a questo
riguardo, massime dopo gl'irragionevoli clamori mossi dalla parte avversa.Il Pro-memoria passa poi a discorrere brevemente di diversi punti speciali, che furono toccati, in modo però sommario e non impegnativo ed a scopo di reciproca informazione preliminare, nelle conferenze medesime, ed in primo luogo della provvista delle Sedi vescovili. I negoziatori prussiani insistettero dapprima colla massima energia per il mantenimento puro e semplice della elezione capitolare, aggiungendo che, a differenza della Baviera

21v
che l'argomento, il quale riuscì su di
essi più di ogni altro efficace, fu il seguente: che per il S. Padre trattasi in questa
materia di una questione di coscienza. Così, poiché ai negoziatori prussiani non piaceva di
adottare il sistema del Concordato bavarese, i medesimi proposero successivamente (per
tacere di qualche altro progetto subito scartato): l°) il metodo seguito per la elezione del Vescovo di Treviri nel
1922
22r
vi di spirito veramente romano e di soda e sana
coltura filosofico-teologica, massime se si vuole ottenere la così necessaria riforma nella
educazione del clero
Quanto alla provvista dei Canonicati


Per ciò che concerne una nuova circoscrizione delle diocesi, – argomento, sul quale evitai di pronunziarmi, non conoscendo abbastanza la mente della Santa Sede al riguardo –, il Governo prussiano distinse fra la parte orientale


22v
Brandeburgo e della Pomerania. I negoziatori
prussiani affermarono colla massima risolutezza che gli "evangelici" (i quali considerano
quei territori come loro dominio esclusivo) non tollererebbero mai che nuove diocesi
cattoliche vengano ivi erette. Specialmente insopportabile riuscirebbe poi loro che si
riprendessero (come è avvenuto ne 1921 per Meissen in Sassonia

Non mancai di far rilevare la inammissibilità di una così eccessiva ingerenza da parte dei protestanti; ma vi è da attendersi su questo punto forte resistenza, sebbene si possa sperare di ottenere almeno una maggiore autonomia da Breslavia nel governo ecclesiastico delle regioni anzidette ed una miglior sistemazione dell'Amministrazione Apostolica di Tütz


Circa la dotazione delle diocesi


23r
versi
l'inadempimento di tale disposizione spiegare colla impossibilità della sua esecuzione,
risposi che, come risulta dalle testimonianze storiche ed anche del recentissimo lavoro del Müssener

23v
bili nelle presenti condizioni politico-sociali darebbe
luogo alle più clamorose agitazioni e proteste (come ha testé dimostrato l'analoga vertenza
circa la proprietà degli antichi Sovrani della Germania
Riguardo alla questione della Scuola


24r
Riguardo alla formazione del clero ricordai
ai negoziatori prussiani che vige tuttora in materia un'antica legge
dell'11 Maggio 1873
24v
piere una parte dei loro studi nelle scuole della
Germania, pretesa che io qualificai come, a mio parere, inammissibile. Del resto nulla di
ciò si diceva nella Nota del Ministro del Culto, Signor Bölitz
Nelle conferenze furono toccati altresì alcuni altri punti, dei quali il Promemoria non fa parola. Così dai negoziatori prussiani fu avanzati l'idea che i Vescovi della Prussia emettessero un giuramento simile a quello contemplato nel Concordato con la Polonia



Dopo di ciò altro non mi resta se non <d'implorare>5 le venerate istruzioni dell'Eminenza Vostra per il proseguimento dei negoziati, mentre, chinato al ba-
25r
cio della Sacra Porpora,
coi sensi del più profondo ossequio mi onoro raffermarmidi Vostra Eminenza Rev.ma
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
+ Eugenio Pacelli Arcivescovo di Sardi
Nunzio Apostolico
Pacelli verwendete für sein Schreiben einen Briefkopf des Staatssekretariats in Rom.
1↑"(Allegati I e II)." hds. von Pacelli
hinzugefügt.
2↑"anche
lettera dell'Arcivescovo di Friburgo al S. Padre
–
10/4-1926, n. Arch. 952/26" hds. an den Rand geschrieben.

3↑Hds. links neben dem
Text mit brauner Farbe geschrieben "si".
4↑"sembrani
tuttavia" bis "determinato l'attuazione." hds. mit blauer Farbe am linken Seitenrand
markiert und ein "si" notiert.
5↑"d'implorare" hds. von Pacelli hinzugefügt.