Dokument-Nr. 3123
Pacelli, Eugenio
an Gasparri, Pietro
Berlin, 05. April 1928
Regest
Pacelli informiert über die Verhandlungen um ein Preußenkonkordat, in deren Verlauf die Frage der Ernennung von Weihbischöfen und ihre Dotation behandelt wurden. Zu Beginn zitiert er die Regelungen aus der Bulle De salute animarum, die festlegen, dass die Diözesen Köln, Trier, Münster, Paderborn und Breslau Weihbischöfe haben und dass diese angemessen ausgestattet sein müssen. Die Höhe der Dotation regelte das Ausführungsdekret. Die anderen Zirkumskriptionsbullen sehen keine Weihbischöfe für die Diözesen Hildesheim, Osnabrück, Fulda und Limburg vor. Pacelli erinnert an seinen Bericht vom 11. Juli 1927, in dem er bereits über die Verhandlungen um die Ernennung informierte. Diese Gespräche wurden am 15. Dezember fortgesetzt. Die preußischen Unterhändler legten das beiliegende Telegramm des Geschäftsträgers der preußischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl von Rotenhan an den Staatssekretär des Äußern Bethmann Hollweg vom 31. Juli 1914 vor, aus dem der Nuntius zitiert. Danach teilte Pacelli, seinerzeit Sekretär der Kongregation für die Außerordentlichen Kirchlichen Angelegenheiten, im Einvernehmen mit dem damaligen Kardinalstaatssekretär Merry del Val mit, dass der Heilige Stuhl Eingaben der preußischen Bischöfe um Bestätigung der von ihnen designierten Weihbischöfe nur dann stattgeben werde, wenn diese der preußischen Regierung genehm seien. Pacelli wies seine Gesprächspartner darauf hin, dass von Rotenhan ihn nicht exakt wiedergegeben habe. Außerdem habe eine rein mündliche Mitteilung nicht den Charakter einer vertraglichen Verpflichtung. Ein Vertrag über die Weihbischöfe kam erst 1910 zwischen dem Heiligen Stuhl und Bayern zustande, der in Artikel 10 des Konkordats mit Bayern erwähnt ist. Bayern verpflichtete sich, eine Zulage für die Weihbischöfe zu zahlen, woraufhin sich der Heilige Stuhl im Gegenzug verpflichtete, die Regierung über den Nuntius zu fragen, ob der Kandidat genehm ist. Der Breslauer Juraprofessor Heyer räumte diese Position ein, während der Ministerialdirektor im preußischen Kultusministerium Trendelenburg sich vorbehielt, diesen Punkt zu einem späteren Punkt wieder aufzugreifen, weil dem besagten Telegramm von Rotenhans längere Verhandlungen vorausgegangen seien. In der Sitzung am 24. Februar legte Trendelenburg dar, wie die Frage der Ernennung der Weihbischöfe seit der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Preußen und dem Heiligen Stuhl 1880 gehandhabt wurde. Vor den Ernennungen von Weihbischöfen in Münster und Ermland 1884, in Trier 1887 und in Köln 1888 fragte der Heilige Stuhl bei der preußischen Regierung nach, ob die Kandidaten genehm seien, obwohl dies nicht in der Bulle De salute animarum gefordert war. 1890 in Paderborn und 1893 in Köln ernannte der Heilige Stuhl Weihbischöfe ohne vorherige Absprache. Die preußische Regierung drängte auf eine Einigung mit dem damaligen Kardinalstaatssekretär Rampolla. Leo XIII. stimmte zu, dass vor der Ernennung von Weihbischöfen auf freundschaftlicher und vertraulicher Basis eine mündliche Mitteilung an den preußischen Vertreter beim Heiligen Stuhl ergehen soll. Dieses Verfahren wurde bis auf eine Ausnahme angewandt, auch wenn die Mitteilung häufig durch den Ordinarius erfolgte, wie aus der beiliegenden Übersicht hervorgeht. Da 1914 in Münster und in Köln Weihbischöfe ohne vorherige Rücksprache mit der Regierung ernannt wurden, sandte der preußische Gesandte von Mühlberg die beiliegende Denkschrift an Kardinalstaatssekretär Merry del Val, in der er an die Zusage des Heiligen Stuhls erinnerte. Sowohl der Kardinalstaatssekretär als auch Pacelli in seiner damaligen Funktion erklärten, dass ich in den Archiven des Heiligen Stuhls keine Spur einer solchen Zusage finden ließe. Merry del Val räumte in den folgenden Verhandlungen, in denen es auch um die Dotation im Staatshaushalt ging, versöhnlich ein, dass die preußische Regierung ein Interesse habe, im Voraus die Namen der Kandidaten zu erfahren. Er äußerte, dass hierfür eine endgültige Regelung gefunden werden müsse und sicherte zu, die Angelegenheit zu prüfen. In seinen Augen läge die günstigste Lösung darin, dass der Heilige Stuhl die Ordinarien anweist, vor der Ernennung bei der Regierung nachzufragen, ob die Person genehm sei. Von Rotenhan sandte die beiliegende Denkschrift und den ebenfalls beiliegenden Vermerk zurück, die Trendelenburg dem Nuntius vorlegte. Daraufhin erfolgte die eingangs zitierte Mitteilung vom 31. Juli 1914. Auch nach dem Krieg fand vor der Ernennung von Weihbischöfen eine Absprache zwischen den Ordinarien und der Regierung statt, so in Aachen und Berlin. Pacelli wies Trendelenburg darauf hin, dass er die Richtigkeit der Aussagen wegen des Fehlens der Akten nicht überprüfen könne. Außerdem bestätigte das Gesagte die Position des Nuntius, dass es sich bei der Absprache um eine Konzession des Heiligen Stuhls gegenüber der königlich-preußischen Regierung und nicht um eine vertragliche Verpflichtung handelte. Die politische Klausel für Weihbischöfe im Konkordat festzuschreiben, würde nach Einschätzung Pacellis eine schwerwiegende Änderung bedeuten, für die es kein Vorbild in den anderen Konkordaten gibt, die in den letzten Jahren abgeschlossen wurden. Des Weiteren wurde die Frage der Anzahl der Weihbischöfe diskutiert. Pacelli vertrat die Auffassung, dass diese in der Bulle De salute animarum nur deshalb genannt wurde, weil auch die Dotation behandelt wurde. Es ist kaum vorstellbar, so Pacelli, dass der Heilige Stuhl insbesondere in den Fällen, in denen die Regierung keine Dotation zahlt, eine Intervention derselben akzeptiert, wenn der Papst einen Weihbischof ernennen möchte, der das Sakrament der Firmung spenden und Pontifikalien feiern soll. Der Nuntius bezeichnet ein solches Vorgehen als übelsten Josephinismus, der durch die Weimarer Reichsverfassung ausgeschlossen ist. Die Regierungsvertreter beharrten darauf, dass die Bulle De salute animarum nicht nur die Ausstattung, sondern auch die Anzahl der Weihbischöfe festlegte. Sie verwiesen auf eine entsprechende Äußerung des preußischen Kultusministers Bosse und ein Schreiben von Kardinalstaatssekretär Rampolla aus dem Jahr 1892 über die mögliche Ernennung eines zweiten Kölner Weihbischofs. Die preußischen Unterhändler betonten vor allem, dass die Zustimmung der Regierung zur Ernennung eines Weihbischofs nötig ist, der nicht in der Bischofsstadt wohnt, da der Staat dies als ersten Schritt zu einer Änderung der Diözesanzirkumskription versteht. Pacelli erwiderte, dass die Einsetzung eines bischöflichen Delegaten für ein bestimmtes Gebiet einer Diözese und seine mögliche Erhebung zur Bischofswürde eine rein innerkirchliche Angelegenheit darstellen. Er machte in aller Form deutlich, dass der wahre Grund für diese Forderung seiner Auffassung nach im Fanatismus protestantischer Kreise zu finden ist, die die Anwesenheit eines katholischen Bischofs, selbst wenn er nur Titularbischof ist, in der Diaspora verhindern wollen, da sie diese Gebiete als ihr ausschließliches Wirkungsgebiet ansehen. Er bezeichnete eine solche Sichtweise im 20. Jahrhundert als einen unbegründeten Anachronismus, da auch die Katholiken gegen die Vermehrung evangelischer Verwaltungsbezirke nichts einzuwenden haben. Die preußischen Unterhändler schienen die Unvernunft dieser Haltung einzugestehen, merkten jedoch an, dass die genannten protestantischen Kreise beruhigt werden müssten, um im Landtag eine Mehrheit für das Konkordat zu erhalten. Sie schlugen deshalb eine Formulierung für das Konkordat vor, die Pacelli auf Deutsch und auf Italienisch zitiert. Darin wird festgelegt, dass es Weihbischöfe in den zukünftigen Erzdiözesen Köln, Breslau und Paderborn sowie in den Diözesen Trier, Münster und Aachen gibt, die der Heilige Stuhl auf Vorschlag der Ordinarien ernennt und die dem Domkapitel angehören sollen. Ein anderer Wohnort für den Weihbischof als der Sitz des Ordinarius wird nur im Einvernehmen mit der Regierung bestimmt. Pacelli behielt seine geschilderte Position bei und war mit diesem Vorschlag in keiner Weise einverstanden.Betreff
Trattative concordatarie colla Prussia (Nomina dei Vescovi ausiliari e relativa
dotazione)
Circa i Vescovi Ausiliari così dispone





291v
fraganeatus assuetae congruae dotationi provideat,
utque singulis Archiepiscopis et Episcopis ad satisfaciendum expensis Vicariorum generalium
et Curiae eam reddituum tribuat quantitatem, quae a praelaudato Borussiae Rege











La questione del modus procedendi nella nomina dei Vescovi ausiliari, che era già stata toccata nelle sedute

292r
Giugno 1926
(cfr. Rapporto N. 35579 dell'11 Luglio s.a.), fu
più particolarmente discussa nella conferenza del 15 Dicembre 1927. I Commissari
prussiani citarono un telegramma della R. Legazione di Prussia presso la S. Sede,
firmato dall'Incaricato d'Affari a.i., barone von Rotenhan


292v
scovi ausiliari
dietro supplica del relativo Vescovo residenziale. Ad ogni modo, una così semplice
comunicazione verbale non poteva aver la forza di obbligo contrattuale per la S. Sede.
Una Convenzione




Il Prof. Heyer


293r
burg

Ed infatti nella conferenza tenutasi nella Nunziatura Venerdì 24 Febbraio del corrente anno egli espose quanto segue:
Dopo la ripresa di normali relazioni diplomatiche








293v
Governo, come aveva fatto negli ultimi casi,
affinché a tale ufficio non fossero chiamate persone non accette al Governo
medesimo.Allorché quindi, contrariamente a ciò, negli anni 1890 e 1893 furono nominati per Paderborn





In tal guisa si procedette in seguito, ad eccezione di un solo caso; varie volte tuttavia la relativa comunicazione venne fatta non della [sic] S. Sede stessa, ma dal Vescovo residenziale (cfr. Allegato II).
Fu soltanto nell'anno 1914 che la Prussia dovette ritornare su questo argomento, perché venne di nuovo nominato, senza precedente partecipazione al Governo, un Vescovo ausiliare prima in Münster (Mons. Kappenberg

294r
nia (Mons. Lausberg



294v
ha dato egualmente copia (Allegato IV e V). Il 31 Luglio ebbe infine luogo la comunicazione al barone von Rotenhan, di cui è
parola nel telegramma riprodotto in principio del presente rispettoso Rapporto. Anche dopo
la guerra si è avuta di regola una previa intesa del Vescovo residenziale col Governo,
compresi i due casi di nomina di Vescovi ausiliari con sede in Aquisgrana

A questa esposizione del Sig. Trendelenburg mi sembrò (dopo aver premesso che per mancanza dei relativi Atti mi era impossibile di controllarne la esattezza) di poter rispondere che essa confermava quanto avevo più sopra manifestato: vale a dire trattarsi, da parte della S. Sede, di una condiscendenza (accordata, del resto, all'antico Governo monarchico), la quale non importava alcun obbligo contrattuale. Chiedere ora che essa venga consacrata in un futuro Concordato, includendo i Vescovi ausiliari nella cosiddetta "clausola politica"

Anche il numero dei Vescovi ausiliari è stato oggetto di discussione nelle anzidette conferenze. Da parte mia ho sostenuto il punto di vista che la Bolla De salute animarum aveva menzionato ed enumerato i Vescovi ausiliari soltan-
295r
to per motivo della dotazione, che
doveva esser assicurata nella Bolla medesima. Ma, specialmente nei casi in cui il Governo
non corrisponde alcun assegno, non si vede come potrebbe pretendere di intervenire, qualora
il S. Padre voglia nominare un ecclesiastico Vescovo titolare, - sia che risieda nella
stessa città arcivescovile o vescovile, sia che dimori altrove, - né come potrebbe poi
esigere che si chieda il consenso dello Stato, affinché esso, ad esempio, amministri il
Sacramento della Cresima



I Commissari prussiani affermarono invece che, a parere del Governo



295v
te nella città vescovile, giacché lo
Stato dovrebbe considerarla come il primo passo verso un cambiamento nella circoscrizione
diocesana.Replicai ai Signori Commissari che la costituzione di un Delegato vescovile per una determinata parte di una diocesi e la sua eventuale elevazione alla dignità vescovile da parte del S. Padre è un affare ecclesiastico puramente interno, il quale non importa alcun mutamento dei confini diocesani ed in cui quindi lo Stato non ha diritto di entrare, massime se esso non è disposto a versare un corrispondente assegno. Feci comprendere in buona forma che il vero motivo di una simile richiesta doveva, pur nella presente questione, ricercarsi nel fanatismo di alcuni circoli protestanti, i quali pretendono d'impedire che vi sia un Vescovo, anche soltanto titolare, in regioni della Diaspora, da essi considerate come di loro esclusivo dominio; questa attitudine però rappresenta in pieno secolo ventesimo un anacronismo inammissibile dopo la nuova Costituzione germanica e tanto più infondato, in quanto che i cattolici non muovono da parte loro alcuna obbiezione contro eventuale aumenti dei distretti amministrativi "evangelici" e dei rispettivi posti di "soprintendenti generali"; si ha quindi piena ragione di reclamare che anche i protestanti rispettino il diritto della Chiesa cattolica di provvedere liberamente ai bisogni
296r
dell'amministrazione diocesana e
della cura delle anime.I miei interlocutori sembrarono di ammettere la irragionevolezza di tale atteggiamento; osservarono tuttavia che, per ottenere nel Landtag

"Zur Unterstützung des Diözesanbischofs wird in Zukunft den erzbischöflichen Stühlen von Köln, Breslau und Paderborn und den bischöflichen Stühlen von Trier, Münster und Aachen ein Weihbischof zugeteilt sein, der vom Apostolischen Stuhle auf Vorschlag des Diözesanbischofs ernannt wird und dem Domkapitel der Diözese angehören soll. Nach Bedarf können in derselben Weise für die genannten und anderen Diözesen weitere Weihbischöfe bestellt werden. Zum Sitze eines Weihbischofs wird ein anderer Ort als der Sitz des Diözesanbischofs nur im Einvernehmen mit der Staatsregierung bestimmt werden".
Vale a dire:
"Per aiuto del Vescovo diocesano sarà dato in avvenire alle Sedi arcivescovili di Colonia, di Breslavia e di Paderborn ed alle Sedi vescovili di Treviri, Münster ed Aquisgrana un Vescovo ausiliare, il quale verrà nominato dalla Santa Sede su proposta del Vescovo diocesano e dovrà appartenere
296v
al Capitolo cattedrale
della diocesi. Secondo il bisogno potranno essere costituiti altri Vescovi ausiliari così
per le summenzionate come per altre diocesi. Quale residenza di un Vescovo ausiliare non
potrà essere stabilito un luogo diverso dalla sede del Vescovo diocesano, se non d'intesa
col Governo".1Da parte mia mantenni il surriferito punto di vista e non mi dichiarai in alcun modo d'accordo con tale redazione.
Chinato umilmente al bacio della Sacra Porpora, con sensi di profondissima venerazione ho l'onore di confermarmi
Di Vostra Eminenza Reverendissima
Umilissimo Devotissimo Obbligatissimo Servo
+ Eugenio Pacelli Arcivescovo di Sardi
Nunzio Apostolico
(1)↑In
quell'epoca lo scrivente era Segretario della S. Congregazione
degli Affari Ecclesiastici Straordinari
.

1↑"Per aiuto ... col Governo" hds. vermutlich vom Empfänger durch
jeweils einen Strich vor und nach dem Absatz hervorgehoben.