Katholisch-theologische Fakultät der Universität Münster
Am Ende des Ersten Weltkrieges gab es an der Fakultät 13 Professoren (acht Ordinariate und fünf Extraordinate) und zwei Privatdozenten. Joseph Mausbach, Ordinarius für spezielle Moraltheologie und Apologetik, war für die Zentrumspartei Mitglied in der Weimarer Nationalversammlung und wirkte maßgeblich an der Weimarer Reichsverfassung mit. Er stand diesbezüglich auch mit Pacelli in Kontakt.
Die schwierige Lage der Staatsfinanzen führte dazu, dass die von der Fakultät beantragte Erhebung der Extraordinate zu Ordinaten nur bei der Pastoraltheologie gelang. Die Bestrebungen, ein missionswissenschaftliches und ein kanonistisches Institut zu errichten, blieben erfolglos.
Hinsichtlich der Studentenzahlen konnte die Fakultät zunächst einen Aufschwung verbuchen. Waren im Wintersemester 1917/18 351 Studenten eingeschrieben, erreichte ihre Zahl im Sommersemester 1920 mit 524 ihren Höhepunkt. Danach sank sie wieder und lag im Wintersemester 1928/29 nur noch bei 294.
Lehrstühle der katholisch-theologischen Fakultät 1917-1929
Lehrstuhl | Inhaber |
Altes Testament | 1903-1934 Wilhelm Engelkemper |
Neues Testament | 1909-1950 Max Meinertz |
Dogmatik | 1907-1933 Franz Diekamp |
Apologetik bzw. Fundamentaltheologie | 1917-1946 Arnold Struker |
Ökumenische Theologie: Ostkirchen | 1917-1922 Paul Karge 1922-1935 Wolf Rücker |
Religionsphilosophie und Religionsgeschichte | 1912-1927 Franz Joseph Dölger 1927-1952 Johann Peter Steffes |
Kirchengeschichte des Altertums | 1918-1927 wahrgenommen durch Dölger 1927-1935 wahrgenommen durch Rücker |
Mittlere und Neuere Kirchengeschichte | 1917-1935 Georg Schreiber |
Kirchenrecht | 1907-1931 Karl Lux |
Moraltheologie | 1892-1931 Joseph Mausbach |
Pastoraltheologie I | 1901-1918 Peter Hüls 1919-1935 Richard Stapper |
Pastoraltheologie II | 1900-1921 Bernhard Dörholt 1921-1942 Adolf Donders |
Missionswissenschaft | 1910-1934 Joseph Schmidlin |
Christliche Sozialwissenschaft | 1893-1920 Franz Hitze 1920-1935 Heinrich Weber |
Quellen
Mausbach an Pacelli vom 18. August 1919, in: AAV, Arch. Nunz. Monaco 395, fasc. 1, fol.
148r.
Pacelli an Mausbach vom 19. August 1918, in: AAV, Arch. Nunz. Monaco 395, fasc. 1, fol.
149rv.
WOLF, Hubert / UNTERBURGER, Klaus (Bearb.), Eugenio Pacelli. Die Lage der Kirche in
Deutschland 1929 (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte A 50), Paderborn
u. a. 2006, S. 190 f.
Literatur
FLAMMER, Thomas, Die Katholisch-Theologische Fakultät Münster, in: BURKARD, Dominik /
WEISS, Wolfgang (Hg.), Katholische Theologie im Nationalsozialismus, Bd. 1,1:
Institutionen und Strukturen, Würzburg 2007, S. 199-216.
GATZ, Erwin, Theologische Fakultät der Universität Münster, in: GATZ, Erwin (Hg.),
Priesterausbildungsstätten der deutschsprachigen Länder zwischen Aufklärung und Zweitem
Vatikanischen Konzil. Mit Weihestatistiken der deutschsprachigen Diözesen (Römische
Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, Supplementheft
49), Rom / Freiburg / Wien 1994, S. 156-159.
HEGEL, Eduard, Geschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät Münster 1773-1964. 2
Bde. (Münsterische Beiträge zur Theologie 30), Münster 1966-1971.
STAPPER, Richard, Münster, IV. Universität, in: Lexikon für Theologie und Kirche 7 (1935),
Sp. 376 f.
WALTER, Peter, Die deutschsprachige Dogmatik zwischen den beiden Vatikanischen
Konzilien untersucht am Beispiel der Ekklesiologie, in: WOLF, Hubert (Hg.), Die
katholisch-theologischen Disziplinen in Deutschland 1870-1962. Ihre Geschichte, ihr
Zeitbezug (Programm und Wirkungsgeschichte des II. Vatikanums 3), Paderborn u. a.
1999, S. 129-230, hier 194 f. u. 229 f., in: digi20.digitale-sammlungen.de (Letzter Zugriff am: 17.10.2014).