Katholischer Deutscher Frauenbund

Der Katholische Deutsche Frauenbund ist ein zentrales Organ der katholischen Frauenbewegung.
Nachdem bereits in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in verschiedenen deutschen Städten katholische Frauenvereine gegründet worden waren, wurde im November 1903 in Köln der Frauenbund als Zentralorgan zur besseren Koordinierung gegründet. Der Frauenbund breitete sich vorwiegend im west- und norddeutschen Raum aus, im Erzbistum München und Freising existierten 1909 Niederlassungen in Bad Aibing, Freising, Landshut, Rosenheim und München. Von der Gründungsphase an betonte der Frauenbund den Schulterschluss mit dem deutschen Episkopat, was allerdings immer wieder zu Konflikten führte, da sich die Organisation als Teil der allgemeinen Frauenbewegung verstand und eine allzu starke klerikale Bevormundung zu verhindern suchte. Es etablierte sich jedoch eine Zusammenarbeit mit dem Klerus durch den geistlichen Beirat des Frauenbundes. Die erste Bundesvorsitzende war Emilie Hopmann, 1912 folgte ihr die Zentrumspolitikerin Hedwig Dransfeld, die das Amt bis 1924 innehatte. Der Frauenbund organisierte sich über etwa alle zwei Jahre stattfindende Generalversammlungen. Die starken Landes- bzw. Diözesanverbände machten gegenüber der Kölner Zentrale immer wieder ihre Interessen geltend, darunter besonders der Bayerische Landesverband unter der Leitung der einflussreichen BVP-Politikerin Ellen Ammann.
Die Themen der Organisation waren Mädchen- und Erwachsenenbildung, die Verbesserung der Erwerbsmöglichkeiten von Frauen sowie soziale und familienpolitische Aktivitäten wie die Errichtung von Kindergärten und Horten. Dabei versuchte gerade die Gründerinnengeneration die Verbindung zwischen klassischer familiärer Frauenrolle und gesellschaftlichem Auftrag und Engagement der Frau zu propagieren. Der Frauenbund strebte nach einer starken Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Um sein Engagement zu fundieren, wurden ab 1905 drei Studienkommissionen gegründete, die sich mit wissenschaftlicher Bildung, sozialen Fragen und karitativen Aufgaben befassten. 1912 fasste die Generalversammlung die bestehenden Jugendgruppen der Organisation im "Jugendbund" zusammen. Während des Ersten Weltkrieges kam es zunächst zu einer Annäherung zwischen dem Frauenbund und anderen katholischen Frauenorganisationen wie Arbeiterinnen- und Hausfrauenvereine. Das Vorhaben der Gründung eines Zentralrats der katholischen Frauen scheiterte jedoch in den frühen 1920er Jahren.
Literatur
7 Jahrzehnte Katholischer Deutscher Frauenbund, Köln 1973.
BREUER, Gisela, Frauenbewegung im Katholizismus. Der katholische Frauenbund 1903-1918, Frankfurt / New York 1998.
Fünfundzwanzig Jahre katholischer deutscher Frauenbund, Köln 1928.
Geschichte des KDFB, in: www.frauenbund.de (Letzter Zugriff am: 13.06.2019).
ILLEMANN, Regina, Katholische Frauenbewegung in Deutschland 1945–1962. Politik, Geschlecht und Religiosität im Katholischen Deutschen Frauenbund (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B 133), Paderborn 2016.
Jahrhundertwende. Jahrhundertmitte. Der Katholische Deutsche Frauenbund auf dem Wege 1903-1953, Köln 1953.
NESNER, Hans-Jörg, Das Erzbistum München und Freising zur Zeit des Erzbischofs und Kardinals Franziskus von Bettinger (1909-1917) (Münchener Theologische Studien 28), St. Ottilien 1987, S. 262.
NIEHAUS, Irmgard, "Die Krone der Berufswürde". Die Auseinandersetzung um den Lehrerinnenzölibat im Verein katholischer deutscher Lehrerinnen und im Katholischen Deutschen Frauenbund, in: MUSCHIOL, Gisela (Hg.), Katholikinnen und Moderne. Katholische Frauenbewegung zwischen Tradition und Emanzipation, Münster 2003, S. 43-67.
SACK, Birgit, "Vertretungen nach eigener Wahl und aus den eigenen Kreisen". Katholischer Frauenbund, Zentrumspartei und Zentrumspolitikerinnen in der Weimarer Republik, in: MUSCHIOL, Gisela (Hg.), Katholikinnen und Moderne. Katholische Frauenbewegung zwischen Tradition und Emanzipation, Münster 2003, S. 239-254.
Empfohlene Zitierweise
Katholischer Deutscher Frauenbund, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 11123, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/11123. Letzter Zugriff am: 13.12.2024.
Online seit 14.01.2013, letzte Änderung am 26.06.2019.
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