Päpstliche Kommission Pro Russia

Pius XI. richtete die Päpstliche Kommission Pro Russia am 20. Juni 1925 in der Kongregation für die orientalische Kirche ein. Sie war für die Seelsorge der Russen in der Sowjetunion und im Exil zuständig. Die Gründung der Kommission wurde im Februar 1926 in den Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht, ihre Existenz aber erst seit 1928 im Annuario Pontificio erwähnt. Die Arbeit der Kommission drang kaum an die Öffentlichkeit. Der Sekretär der Kongregation für die orientalische Kirche leitete die Kommission. Zunächst war dies Giovanni Tacci. Dieser wurde aus Krankheitsgründen meist von Luigi Sincero vertreten, der Tacci 1927 in beiden Ämtern nachfolgte. Daneben besaß die Kommission zunächst mit Isaia Papadopoulos und Filippo Giobbe zwei Mitglieder, einen "consultore speciale" in der Person Michel-Joseph Bourguignon d'Herbignys SJ sowie einen "minutante speciale" in der Person Carlo Margottis. Die Anzahl sowohl des Personals als auch der Mitglieder der Kommission wurde von 1927 bis 1928 aufgestockt. So wurden unter anderem der Substitut des Staatssekretariats und der Sekretär der Kongregation für Außerordentliche Kirchliche Angelegenheiten aufgenommen. Treibende Kraft der Kommission war aber d'Herbigny, der seit 1927 die Funktion eines "relatore" bekleidete. Die Kommission kam monatlich bis zweimonatlich im Staatssekretariat zusammen. Zweimal im November 1927 sowie einmal im Februar 1929 veranstaltete die Kommission ausnahmsweise Plenarversammlungen mit Kardinälen anderer Kongregationen und mit Tischvorlagen. Das Motu proprio Pius' XI. "Inde ab inito pontificatu" vom 6. April 1930 löste die Kommission aus der Kongregation für die orientalische Kirche heraus und unterstellte sie direkt dem Papst. D'Herbigny übernahm ihren Vorsitz. Doch schon das Motu proprio "Quam sollicita" vom 21. Dezember 1934 sprach alle Angelegenheiten, welche die Russen des orientalischen Ritus betrafen, wieder der Kongregation für die orientalische Kirche zu. Die Kommission blieb für die Russen lateinischen Ritus zuständig und wurde in die Kongregation für Außerordentliche Kirchliche Angelegenheiten eingegliedert. Sie blieb auch unter deren Folgeinstitutionen bestehen bis sie 1993 aufgelöst wurde.
Quellen
Gasparri an Pacelli vom 4. März 1927; Dokument Nr. 16673.
Literatur
DEL Re, Niccolò, La curia romana. Lineamenti storico-giuridici, Vatikanstadt 41998, S. 113 f.
HENKEL, Willi, Die Päpstliche Kommission "Pro Russia", in: HAAS, Reimund / RIVINIUS, Karl Josef / SCHEIDGEN, Hermann (Hg.), Im Gedächtnis der Kirche neu erwachen. Studien zur Geschichte des Christentums in Mittel- und Osteuropa. Festgabe für Gabriel Adriány zum 65. Geburtstag, Köln / Weimar / Wien 2000, S. 305-313.
PETTINAROLI, Laura, La commission Pro Russia. Une institution dans la curie de Pie XI (1925-1939), in: BONAFOUX, Corinne / BREJON DE LAVERGNÉE, Matthieu (Hg.), Autour du fait religieux. Nouvelles recherches en histoire contemporaine (Les Cahiers de l'AFHRC), Paris 2013, S. 89-123.
PETTINAROLI, Laura, La politique russe da la Saint-Siège (1905-1939) (Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome 367), Rom 2015, in: books.openedition.org (Letzter Zugriff am: 17.01.2018).
Empfohlene Zitierweise
Päpstliche Kommission Pro Russia, in: 'Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929)', Schlagwort Nr. 1193, URL: www.pacelli-edition.de/Schlagwort/1193. Letzter Zugriff am: 12.12.2024.
Online seit 18.09.2015, letzte Änderung am 01.02.2022.
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