Primat
Gab es einen Vorrang der Kirche von Rom und des römischen Bischofs schon in der Antike gewann der Primats-Gedanke im Mittelalter zunehmend Bedeutung und wurde insbesondere durch die Päpste Gregor VII., Innozenz III. und Bonifaz VIII. forciert. Den neuzeitlichen Krisensituationen der Kirche wie der Französischen Revolution und dem Säkularismus wurde kirchlicherseits erneut mit einer Konzentration auf die primatiale Gewalt des römischen Papstes begegnet, was seinen Höhepunkt in der dogmatischen Definition des päpstlichen Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Infallibilität auf dem Ersten Vatikanischen Konzil von 1869/70 fand.
In Auseinandersetzungen bzw. im Dialog mit den orthodoxen wie orientalischen Kirchen stellt bis heute das Primatsverständnis einen der am stärksten diskutierten Gründe dar, der einer Wiedervereinigung mit den Ostkirchen entgegensteht.
Quellen
"Constitutio dogmatica prima de ecclesia Christi" vom 18. Juli 1870, in:
WOHLMUTH, Joseph (Hg.): Dekrete der Ökumenischen Konzilien, Bd. 3: Konzilien der
Neuzeit: Konzil von Trient (1545-1563), Erstes Vatikanisches Konzil (1869/1870), Zweites
Vatikanisches Konzil (1962-1965), Paderborn u. a. 2002, S. 811-816.
Literatur
BEINERT, Wolfgang, Primat I. Historisch-theologisch, II. Systematisch-theologisch,
in: Lexikon für Theologie und Kirche3 8 (1999), Sp. 588-591.
GRANFIELD, Patrick, Das Papsttum. Kontinuität und Wandel, Münster 1984.
KRÄMER, Peter, Primat III. Kirchenrechtlich, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 8 (1999),
Sp. 591 f.
SCHATZ, Klaus, Der päpstliche Primat. Seine Geschichte von den Ursprüngen bis zur
Gegenwart, Würzburg 1990.
WOLF, Hubert, Katholische Kirchengeschichte im "langen" 19. Jahrhundert von 1789
bis 1918, in: DERS. (Hg.), Ökumenische Kirchengeschichte, Bd. 3: Von der Französischen
Revolution bis 1989, Darmstadt 2007, S. 91-177, hier 146-152.
MEYER, Harding, Primat. IV. Ökumenisch, in: Lexikon für Theologie und Kirche3 8 (1999), Sp. 592f.