Katholische Arbeitervereine in Württemberg
Im Jahre 1886 wurde der erste Arbeiterverein in der Diözese Rottenburg in Ravensburg gegründet. Der Anstoß für diese Gründung kam vor allem vom katholischen Sozialethiker Franz Hitze. In der Landeshauptstadt Stuttgart entstand 1892 ein Arbeiterverein.
Einen wirklichen Aufschwung nahmen die Arbeitervereine in Württemberg aber erst in den 1890er Jahren. 1902 konstituierte sich ein eigener Diözesanverband, der 1909 120 katholische Arbeitervereine mit zusammen knapp 12.500 Mitgliedern sowie 5 Arbeiterinnenvereine mit 480 Mitgliedern umfasste. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kam das Wachstum der Vereine allerdings ins Stocken.
Die württembergischen Arbeitervereine schlossen sich 1900 dem Süddeutschen Verband der katholischen Arbeitervereine an, dem die Vereine Bayerns, Württembergs und Badens angehörten und der seinen Sitz in München hatte. 1911 wurde der Kartellverband der süd-, west- und ostdeutschen Arbeitervereine gegründet.
Unter ihrem Verbandspräses, dem Stuttgarter Kaplan Josef Vogt, der seit 1911 im Amt war, überdauerten die württembergischen Arbeitervereine die Novemberrevolution 1918. Sie gerieten in der Inflationszeit in eine schwere finanzielle Krise, konnten sich aber in der Stabilitätsphase der Weimarer Republik erholen. Allerdings erreichten sie nicht mehr die Mitgliederzahlen, die sie vor dem Ersten Weltkrieg hatten.
Literatur
BRACK, Rudolf, Deutscher Episkopat und Gewerkschaftsstreit. 1900-1914 (Bonner Beiträge zur Kirchengeschichte 9), Köln / Wien 1976.
HAGEN, August, Geschichte der Diözese Rottenburg, Bd. 3, Stuttgart 1960, S. 391-398.
HALDER, Winfried, Katholische Vereine in Baden und Württemberg 1848-1914. Ein Beitrag zur Organisationsgeschichte des südwestdeutschen Katholizismus im Rahmen der Entstehung der modernen Industriegesellschaft (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte B 64), Paderborn u. a. 1995.